Gastbeitrag Annette Pitzer – Über das Glück

Wer es schafft Gegensätze zu vereinen ist in der Lage das Beste zu erreichen. Gefühl, Spiritualität oder Verstand? Warum nicht alles? Was mir in meinem Leben gelungen ist funktioniert auch in meiner Praxis für integrative Medizin.

In der integrativen Medizin geht es darum, aus Schulmedizin und Naturheilkunde die für Ihre Gesundheit förderlichen Ansätze zu vereinen. Deshalb werden in Diagnostik und Therapie sowohl modernste schulmedizinische Erkenntnisse, als auch komplementärmedizinische Methoden, individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt, eingesetzt.

Mein Wirken als Heilpraktikerin steht also unter dem Yin Und Yang Prinzip, es vereint zwei gegensätzliche Pole, die immer nur als Paar funktionieren. Genauso ist es mit Glück und Unglück, keines dieser Gefühle könnte ohne seinen Gegensatz existieren. In meinem Blogartikel erkläre ich meine Glücksphilosophie.

Hier finden Sie meine Webseite: https://annette-pitzer.de/

 

Glück ist vergänglich

Es gibt sie, die Momente, in denen man vollkommen glücklich ist. Alles ist rund und es kann nicht besser sein. Oder besser gesagt, sehen wir in diesen Glücksmomenten das Graue, Fade und Triste in unserem Leben nicht.

Doch wie oft vermiesen wir uns diese Glücksmomente durch Gedanken wie „das hält nicht an“ oder „das vergeht ja doch viel zu schnell“. Und Schwupps, ist da ein wenig Wehmut und der Glücksmoment nicht mehr ganz so hell.

Festhalten geht nicht und das ist gut so!

Wäre ein Glücksmoment unendlich, könnten wir genau in dem Moment aufhören zu existieren. Alles wäre vollkommen. Es gäbe nichts mehr zu tun, nichts mehr zu erreichen.

Es ist ein Glück, dass wir nicht alles bekommen, was wir uns wünschen. Würden wir alles bekommen, könnten wir kein Glück mehr empfinden. Ohne Schatten, kein Licht. Das Yin und Yang unseres Lebens. Das Streben nach Glück und die damit verbundene Sehnsucht ist der Motor, der uns antreibt. Dieses Sehnen ist unsere Triebfeder auf dem Weg zu bleiben. Wer nun ganz viel Glück hat erkennt, dass der Weg zum Glücklichsein selbst das größte Glück für uns bedeutet.

Eine kleine Geschichte dazu. Als Schülerin ging ich irgendwann von der Realschule in die „große Stadt“ auf die gymnasiale Oberstufe. Als Landmaus hatte ich dadurch zum ersten Mal die Gelegenheit, ausgiebig und alleine Schaufenster anzuschauen und zu träumen. Irgendwann hatte es mir ein Rock im teuersten Laden der Stadt angetan. Ich hatte mich richtiggehend in ihn verliebt. Ein super teures Stück. Jeden Tag lief ich am Schaufenster vorbei und drückte mir im wahrsten Sinne des Wortes die Nase platt. Jeder verfügbare Pfennig wurde gespart in sehnsüchtigem Verlangen. Jeder Schultag endete in freudiger Erwartung vor dem Schaufenster.

Und eines Tages, war er weg. Ich war noch nicht einmal sehr traurig, sondern sparte eisern weiter, obwohl ich wusste, dass ich ihn mir nie würde leisten können. Dennoch träumte ich ihn mir an den Leib und war glücklich. Dann im Schlussverkauf, hing das gute Stück, zu einem Spottpreis im Fenster. Mein Herz machte einen Sprung. Nun wollte ich auf keinen Fall riskieren, dass er mir noch durch die Lappen ging. Niemals hätte ich mich unter anderen Umständen getraut, diesen noblen Laden zu betreten, doch nun nahm ich meinen ganzen Schülerinnenmut zusammen und trat durch die Tür.

Die Verkäuferin war richtig nett zu mir. Sie hatte mich immer beobachtet, als ich den Rock angeschmachtet habe und freute sich mit mir, dass ich jetzt eine Chance bekam ihn zu ergattern. Es war kein Problem ihn für mich bis zum nächsten Schultag zu reservieren, ich musste noch nicht einmal eine Anzahlung leisten und durfte ihn anprobieren. Er passte wie angegossen. Mein Glück war perfekt! Ich fühlte mich wie eine Königin.

Am nächsten Tag, wollte ich den Rock abholen und er war verkauft. Seltsamerweise hielt sich meine Enttäuschung im Rahmen. Es war in Ordnung. Ich durfte ein halbes Jahr von ihm träumen und ich hatte ihn für einige kostbare Minuten getragen, das reichte völlig.

Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil sie ganz deutlich zeigt, dass der Weg, das Sehnen, das Streben und die innere Einstellung einen großen Teil von Glück ausmachen. In diesen jungen Jahren hatte ich die Erkenntnis, dass Glück nicht von dem, was ich habe, abhängt, sondern von dem, was ich denke und wie ich denke.

 

Meine Schlüssel zum Glück

Ein bewusstes Leben, in dem ich mich an dem erfreue, was ich habe und dankbar dafür bin, ist einer meiner Schlüssel zum Glück. Ich reduziere meine Bedürfnisse und empfinde dabei die Leichtigkeit des Seins und vor allem Glück.

Es gelingt mir loszulassen, was nicht glücklich macht. Seien es Beziehungen, Glaubenssätze, Ansprüche an mich oder Andere, Anhaftungen an Vergangenes und Abhängigkeiten.

Ich durfte lernen, dass meine Gedanken einen großen Einfluss auf meine Gefühle haben. Oft halten uns deshalb unsere Gedanken vom glücklich sein ab, da wir Mangelgedanken haben. Wir sehen, was fehlt anstatt das, was schon da ist. Wir sehen unseren Makel anstatt unsere Schönheit. Wir klagen über unsere Krankheit und sehen all unsere gesunden Anteile nicht. Denk in Fülle, dann kommt das Glücksgefühl freudig zu Dir!

Wer nicht in der Gegenwart lebt, verpasst das Glück des Augenblicks. Glück gibt es nur im Hier und Jetzt. Die Erinnerung an glückliche Tage ist wie ein Foto von einem Eis. Auf dem Foto kann man nicht den Geschmack, die Konsistenz, den Geruch, den Genuss,  die Gefühle etc., die damit verbunden sind, erfahren.

Akzeptiere, was ist. Wer gegen die Realität kämpft, hat schon verloren und steckt in der Opferrolle und im Unglücklichsein fest. Ein Beispiel: Du hast Sommersprossen und findest sie furchtbar. Du beginnst gegen sie zu kämpfen. Versuchst sie mit Make up abzudecken, bleichst sie, fluchst… Natürlich nutzt das alles nichts, denn Du hast Sommersprossen. Sie sind ein Teil von Dir. Wenn Du diese Tatsache akzeptierst, sie annimmst bist Du frei und kannst aufhören Deine Zeit mit Unglücklichsein zu verschwenden.

Meine größte Herausforderung war es mir selbst zu erlauben glücklich zu sein. Ich arbeite als Heilpraktikerin mit schwer kranken Menschen und hatte viele Jahre das Gefühl etwas „böses“ zu tun, wenn ich glücklich bin, da meine Patienten ja so leiden müssen. Erst als ich es mir erlaubte glücklich zu sein, konnte ich dieses Glück auch in den dunkelsten Stunden mit meinen Patienten teilen und so ihre Welt für einen kleinen Moment schöner machen.

Was macht Dich glücklich?

3 thoughts to “Gastbeitrag Annette Pitzer – Über das Glück”

  1. Ein sehr schöner Beitrag Beitrag, Annette! Und ich teile deine Ansichten zum Glück. Auch ich finde es gut, dass Glück ein vergänglicher Zustand ist, ansonsten wären Glücksmomente auch nichts besonderes mehr und gerade das macht doch das Leben aus…

    Übrigens bin ich durch deinen Gastbeitrag auf die Seite von Jessica gestoßen, wofür ich mich bedanken möchte, denn ich finde den Blog toll! 🙂

    Liebe Grüße, Kay.
    http://www.twistheadcats.com

    1. Hallo liebe Kay, wie schön, dass Du auf meinen Blog gefunden hast.
      Und Danke für Dein wertschätzendes Feedback zu Annettes Beitrag, mich hat er auch sehr berührt.
      Achtsame Grüße, Jessica

  2. Liebe Annette,
    Du hast ja so recht, dass man oft auf die Mangelgedanken hört und sich selbst damit ziemlich unglücklich macht. Ich neige in bestimmten Situationen auch dazu und es ist schwer, die Gedanken umzupolen. Das muss man dann wohl trainieren.
    Liebe Grüße
    Tina

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